Nachgefragt bei Barbara Rüttimann, Geschäftsführerin von Samariter Schweiz

Samariter Schweiz ist eine der grössten Freiwilligenorganisationen der Schweiz. In einem Interview erzählt Barbara Rüttimann über die Strahlkraft als Rettungsorganisation, zum Bereich Erste Hilfe in Unternehmen und was sie persönlich bewirken will. 

Barbara Rüttimann
Sie sind seit vielen Jahren im NGO-Bereich, der Privatwirtschaft und jetzt seit über zwei Jahren für Samariter Schweiz als Geschäftsführerin tätig. Wo sehen Sie die Verbindung von Samariter Schweiz und der Wirtschaft?
Non-Profit-Organisationen, und im speziellen Freiwilligenorganisationen wie Samariter Schweiz, erfüllen eine wichtige Rolle. Sie schaffen nicht nur die Verbindung von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufgaben, sondern sind wichtiger Träger von sozialen, wirtschaftlichen oder ökologischen Anliegen auf lokaler und nationaler Ebene.
Sehen Sie als Stiftungsrätin der SVC Stiftung Verbindungen zwischen dieser Rolle und der Geschäftsführung bei Samariter Schweiz? Wo gibt es Synergien?
Das Unternehmertum im Rahmen der Stiftungstätigkeit zu fördern, heisst immer auch die Basis für gesellschaftliche Anliegen zu schaffen. Und umgekehrt bei Samariter Schweiz stärken wir nicht nur die ganze Gesellschaft, sondern direkt mit unseren Firmenkursen in Erster Hilfe auch Unternehmen. Und letztendlich Mitarbeitende, die ihr Wissen wieder in die Gesellschaft tragen.
Können Sie uns kurz erläutern, warum eine Weiterbildung in der Ersten Hilfe für Unternehmen heutzutage so entscheidend ist?
In der Schweiz verzeichnet die Suva jährlich bis zu 290’000 Unfälle in Betrieben. Das Risiko, dass sich ein Unfall im eigenen Betrieb ereignet, ist real. Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2020 fühlt sich jedoch leider jede zweite Person unsicher, im Notfall einzugreifen. Durch unsere Firmenkurse erlernen Mitarbeitende, wie sie im Notfall richtig handeln. Zudem besteht eine Pflicht (Wegleitung zur Verordnung im Arbeitsgesetz, Art. 36), dass Betriebe innert drei Minuten nach einem Unfall mit einem Ersthelfer oder einer Ersthelferin erste Massnahmen ergreifen.
Welchen konkreten Nutzen bietet ein Erste-Hilfe-Kurs?
Wenn sich eine Ersthelferin oder ein Ersthelfer nach einem ersten Kurs an das Ampelschema «Schauen, Denken, Handeln» erinnert, haben wir schon etwas gut gemacht. In der Regel hilft dies, den Überblick zu gewinnen, sich selbst zu schützen und weitere Gefahren zu erkennen. Erst danach wird alarmiert und Erste Hilfe geleistet. Damit erlernt man Fähigkeiten, die auch privat wichtig sein können.
Und welche Schwerpunkte setzen Sie dabei?
Unsere Firmenkurse haben verschiedene Schwerpunkte und Ausbildungsgrade, um den individuellen Wünschen gerecht zu werden. Mit unserem «TopTen» Firmenkurs haben wir ein interessantes Format entwickelt, das in einem Tag die 10 häufigsten und zeitkritischen medizinischen Notfälle plus Bagatellverletzungen abdeckt, die im Berufsalltag vorkommen. Zudem bieten wir die Varianten «TopFive» A und B an, die jeweils fünf Notfallarten in einem Halbtag behandeln.
Können Sie uns ein konkretes Beispiel für den Erfolg einer Firma nennen, die Ihre Firmenkurse besucht hat?
Ja, es gibt immer wieder Fälle, in denen das Erlernte 1:1 gerade am nächsten Tag eingesetzt werden kann. Kürzlich hatte eine Kursbesucherin sogar einen Einsatz direkt nach dem Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Sie ist auf dem Rückweg auf der Strasse an einen Unfall geraten und hat dort sofort Erste Hilfe geleistet. Die Wirkungskette und die Effekte vom Wissen zur Ersten Hilfe sind riesig und das motiviert unsere Freiwilligen sowie mich und unsere Mitarbeitenden, jeden Tag noch mehr bewirken zu wollen.
Barbara Rüttimann2
Nom
Barbara Rüttimann
Fonction/entreprise
Geschäftsführerin
Description de l’entreprise en trois phrases

Samariter Schweiz ist eine der grössten Freiwilligenorganisationen der Schweiz mit 17’000 Mitgliedern. Die Vision ist «Gemeinsam Leben retten und Erste Hilfe leisten». Samariter:innen haben im letzten Jahr über 170’000 Personen geschult und insgesamt 375’000 Stunden in Einsätzen wie Sanitätsdiensten, Ernstfällen, Blutspendeaktionen und Betreuungsdiensten verbracht.