Thun BE - Meyer Burger wird seine Produktion nicht wie im Frühling angekündigt komplett in die USA verlagern: Der Aufbau der Fertigung von Solarmodulen in Colorado Springs wird ebenso gestoppt wie der weitere Ausbau in Goodyear. Anders als geplant hält Meyer Burger an der Produktion in Deutschland fest.
Meyer Burger leitet umfassende Restrukturierungsschritte ein. Der noch im Frühling kommunizierte Plan, die gesamte Solarzellenfertigung mittelfristig in die USA zu verlegen, scheint vom Tisch. Nun werde unter anderem der Aufbau einer Solarzellenfertigung in Colorado Springs im US-Bundesstaat Colorado gestoppt, kündigt das Unternehmen in einer Ad hoc-Mitteilung an. Diese habe sich als derzeit nicht finanzierbar erwiesen.
Noch im Juli war deren schnellstmögliche Eröffnung angekündigt worden. Dafür hatte sich Meyer Burger eine ehemalige Halbleiterfabrik als Standort gesichert und einen langfristigen Mietvertrag geschlossen. Produktionsmaschinen, die für die Erweiterung der Solarzellenfabrik am Standort Thalheim im sächsischen Bitterfeld-Wolfen vorgesehen waren, sollten nach Colorado Springs umgeleitet werden.
Stattdessen fokussiert sich der grösste Schweizer Hersteller von Solarmodulen den Angaben zufolge nun auf den Betrieb des im Hochlauf befindlichen Werks in Goodyear im US-Bundesstaat Arizona mit einer Kapazität von 1,4 Gigawatt. Doch dessen geplante Erweiterung um 0,7 Gigawatt wird vorläufig ausgesetzt, bleibt aber eine Option.
Der bestehende Zellproduktionsstandort Thalheim wird – anders als bisher geplant – weiterhin voll betrieben und soll auch zukünftig das Rückgrat der Solarzellenversorgung von Meyer Burger bilden. Wie es in der Mitteilung heisst, seien diese Solarzellen unter den derzeitigen Marktbedingungen die wirtschaftlichste Option für die Belieferung der Modulproduktion in Goodyear. Wegen des schlechten Betriebsergebnisses von 2023 hatte Meyer Burger im Januar 2024 die Schliessung des Werks im sächsischen Freiberg, die laut Meyer Burger grösste in Betrieb befindliche Solarmodulproduktion Europas mit rund 500 Beschäftigten, avisiert und Mitte März durchgeführt.
Der Verwaltungsrat geht davon aus, dass im Zuge dieser Neuausrichtung sowohl der Finanzierungsbedarf des Unternehmens wie auch das mittelfristig angestrebte EBITDA-Niveau und der Verschuldungsgrad der Gruppe deutlich tiefer liegen als bisher erwartet. Das Gremium hat die Geschäftsleitung mit der Ausarbeitung eines umfassenden Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramms beauftragt.
Verwaltungsratsmitglied Mark Kerekes hat seinen Rücktritt erklärt. Die Restrukturierung des Unternehmens erfordere eine Neuaufstellung im Verwaltungsrat. ce/mm