5 Learnings von Christian Hirsig, Powercoders.org

Christian Hirsig (38) ist Gründer von Powercoders, einem Berufsintegrationsprogramm für Flüchtlinge in der IT-Branche. Das Unternehmen vermittelt seit über zwei Jahren erfolgreich Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze in IT-Firmen an Flüchtlinge. Zuvor gründete er bereits weitere Start-ups, wie die Brainstorming-Plattform Atizo und den Projektinkubator Pacific Catch, und war ausserdem einer der Initiatoren von TEDxBern. Dem Swiss Venture Club hat der umtriebige Entrepreneur fünf Erkenntnisse aus der Welt des Unternehmertums verraten.

1. Gute Ideen liegen in der Luft

Oder wie es Victor Hugo sehr treffend ausdrückte: «Nichts ist stärker, als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.» Wenn mich eine neue Idee in ihren Bann zieht, versuche ich ganz klein zu starten. Ich frage mich: Was ist die kleinstmögliche Form, um diese Idee zu testen? In dieser ersten Testphase lerne ich immer viel über die Idee selbst, zum Umfeld in der sie sich bewegt und oft auch über mich selbst. Funktioniert die Idee, löst sie beispielsweise für jemanden ein Problem, dann lohnt es sich, mehr zu investieren. Falls nicht, lässt man sie besser fallen und testet die Nächste.

2. Eine Portion Naivität ist wichtig

Sieht man bei etwas Neuem als erstes nur die Gefahren, würde man sich gar nicht wagen. Deshalb fokussiere ich mich in erster Linie auf die Chancen. Zeitgleich versuche ich die Herausforderungen Schritt für Schritt zu bewältigen ohne im jeweiligen Moment zu hohe Risiken einzugehen. Sich aber schon beim Start über Gefahren Gedanken zu machen, die weit in der Zukunft liegen, macht keinen Sinn und lähmt mich in meinem unternehmerischen Handeln.

3. Der morgendliche Luftsprung ist mein Antreiber

Für mich ist die Sinnhaftigkeit, von dem was ich tue, sehr wichtig. Wenn ich am Morgen vor dem Spiegel stehe und mir tief in die Augen schaue, muss ich meine Freude für mein Schaffen sehen. Selbstverständlich ist dieses Funkeln nicht jeden Tag gleich stark. Vermisse ich es jedoch über längere Zeit, weiss ich, der Moment ist gekommen, etwas zu ändern. Dass ich weiterziehe, ist nicht nur für mich wichtig, sondern auch für alle Menschen, die mit mir zusammenarbeiten und leben. Würde ich lange etwas tun, dass mir wenig Freude bereitet, wäre ich mit der Zeit abgelöscht und verbittert.

4. Ohne Ausgleich – kein Erfolg

Ich bin ein unruhiger, umtriebiger Mensch. Nur dank dieser Selbsterkenntnis kann ich mich vor mir selbst schützen. Beispielsweise habe ich begonnen jeden Tag zu meditieren. Das hilft mir, gelassener zu sein. Oder ich habe eine App installiert, die täglich misst, wie lange ich das Smartphone nutze. Während der Arbeit sind diese Werte nicht relevant, verbringe ich jedoch Zeit mit meiner Familie, versuche ich möglichst ohne Smartphone auszukommen. Weiter habe ich meinen Kaffee-Konsum drastisch reduziert, weil mir zu viel Kaffee einfach nicht guttut. 

5. Reisen, um die Heimat zu schätzen

Als 17-jähriger bin ich für ein Auslandsjahr in die USA gereist. Das war wohl die wichtigste Erfahrung in meinem Leben und ich empfehle dies jedem jungen Menschen. Auch heute reise ich gerne. Reisen hat für mich aber nicht nur den Effekt, etwas Neues kennenzulernen. Es geht in erster Linie darum, sich hier auszuklinken – das setzt bei mir unglaublich viel zeitlichen aber auch geistigen Raum frei. Und es geht auch darum, in der Ferne zu realisieren, was ich an Zuhause vermisse. Es ist ein sehr schönes Privileg, in einem Land wie der Schweiz zu leben. Dies realisiere ich immer wieder, wenn ich ihr für eine Weile den Rücken kehre.