Weil ich in meiner über 25-jährigen Hochschul-Laufbahn als Dozentin und als Unternehmerin viele Menschen aus- und weiterbilden durfte sowie mit Menschen zusammenarbeiten. Was immer am besten funktioniert hat, ist ein buntes «Gemisch» aus Personen mit unterschiedlichen Ansichten und Backgrounds. Auch ein Team von Frauen und Männern funktioniert hervorragend und ist auch laut Studien produktiver und innovativer als rein männliche oder weibliche Gruppen. Ausserdem motiviert es mich, wenn Frauen, die ich mitausgebildet habe, Karriere machen und in der Wirtschaft ihre Ideen und Werte einbringen können.

Das hat viele Ursachen. Kulturell geprägte stereotype Verhaltensweisen und Denkmuster verhindern nach wie vor, dass sich Frauen in Unternehmen frei entfalten und ihre Stärken einbringen können. Zudem teilen sich viele Familien die Rollen immer noch sehr traditionell auf, heisst, die Frauen bleiben zuhause und reduzieren ihre Pensen, die oft nach der Kinderpause nicht wieder auf 100% hochgefahren werden, was sich leider fatal auf die Altersvorsorge auswirken kann.

Ich kenne einige Frauen, die überhaupt nicht motiviert werden müssen und einfach ihr Ding machen. Das finde ich gut. Doch es sind mitunter noch zu wenige. Einen grossen Teil der Frauen verlieren wir, weil sie nach wie vor Kinder und Karriere nicht gut vereinen können, sich eine leitende Position nicht zutrauen oder falsche Vorstellungen haben, was Führung bedeutet. Das ist schade, weil gute Führung eine Sache der Persönlichkeit ist und überhaupt nichts mit dem Geschlecht zu tun hat. Wollen wir den Frauenanteil im Management erhöhen, so braucht es ein von kulturell geprägten Stereotypen losgelöstes Gesellschaftsmodell, das hierzulande noch wenig gelebt wird.

Ja schon, denn im Moment ist «Equality» in aller Munde und praktisch bei jeder Ausgabe der Handelszeitung eine Frau auf dem Cover. Männer fühlen sich in der Defensive und finden es reicht langsam. Viele Frauen wiederum möchten keine Sonderschiene, sondern einfach aufgrund ihrer Qualifikationen weiterkommen. Doch bis wir tatsächlich alle aufgrund unserer Leistung und reifen Persönlichkeit zuoberst «ankommen», ist noch ein langer Weg zu gehen – für mich Motivation genug, noch etwas dranzubleiben.