Nachgefragt bei Stefanie Luckert, Geschäftsführerin von der VSUD

Seit fast 80 Jahren begleitet die Vereinigung Schweizerischer Unternehmen in Deutschland (VSUD) Schweizer Investoren bei ihrem Marktauftritt in Deutschland. Welche Vorteile der deutsche Markt bietet und was Unternehmen beachten müssen, erzählt die Geschäftsführerin, Stefanie Luckert.  

Stefanie Luckert
Wieso benötigen Schweizer Unternehmen Unterstützung auf dem deutschen Markt?
Deutschland ist nach den USA der zweitgrösste Handelspartner der Schweiz, bis 2023 war er jahrzehntelang sogar der Absatzmarkt Nr. 1 für Schweizer Unternehmen. Kein Wunder also, dass bei der Suche nach neuen Absatzmärken die Wahl für viele Unternehmen häufig zugunsten Deutschlands ausfällt. Die Nähe zur Schweiz, die gleiche Sprache und Kultur machen den Start im Ausland leichter. Dennoch sind bei einem Markteintritt in Deutschland zahlreiche Vorschriften zu beachten und auch wenn sich beide Länder sehr ähnlich sind, gibt es Kulturunterschiede zu beachten, um nicht unnötig anzuecken. Hier unterstützt die VSUD Schweizer Unternehmen mit ihrer langjährigen Erfahrung und ihrem grossen Netzwerk.
Welches sind die Bereiche, in denen die Unternehmen am meisten Unterstützung benötigen?
Die Fragestellungen, die an uns herangetragen werden, sind so vielfältig wie unsere Mitgliedsunternehmen. Zuerst stellt sich natürlich die Frage danach, in welcher Form der Markteintritt nach Deutschland erfolgen soll: durch Vertriebsmitarbeiter, eine Betriebsstätte oder gleich mit einer eigenen Firma. Daran schliesst sich die Wahl des richtigen Standorts an und daran anknüpfend die Fragen danach, wo künftige Mitarbeiter ihre Sozialversicherungsabgaben und Steuern entrichten müssen oder wo das Unternehmen die in Deutschland erzielten Umsätze zu versteuern hat. Bei der Verbringung der Waren über die Grenze müssen das jeweilige Zollrecht und die Mehrwertsteuervorschriften beachtet werden. In den letzten Jahren werden auch die Fragen nach der Ausgestaltung der Arbeitsverhältnisse immer wichtiger. Kann man den Mitarbeitenden grenzüberschreitendes Homeoffice ermöglichen, wie sieht es mit Teilzeit oder Jobsharing in Deutschland aus?
Welches sind die grössten Herausforderungen für Schweizer Unternehmer auf dem deutschen Markt?
In den letzten Jahren ist das Thema Compliance in Deutschland immer wichtiger geworden. So sind Unternehmen, die Ihre Produkte auf dem deutschen Markt anbieten oder Zulieferer von deutschen Firmen gehalten, etliche Berichtspflichten zu erfüllen. Es ist zu dokumentieren, dass die Menschenrechte entlang der Lieferketten eingehalten wurden, oder es wird eine Nachhaltigkeitsberichtserstattung gefordert, Verrechnungspreise müssen dokumentiert und Arbeitszeiten erfasst werden. Hier unterscheidet sich das Schweizer Recht zum Teil sehr deutlich und wir versuchen mit den Unternehmen im Einzelgespräch oder in unseren Arbeitskreisen möglichst schlanke und praxisnahe Lösungen zu erarbeiten.
All diese Fragen kann man auch an anderer Stelle beantwortet bekommen, wozu braucht es die Mitgliedschaft in einem Verband?
Neben der Wissensvermittlung durch Informationsveranstaltungen oder Rundschreiben, die man auch an anderer Stelle erhalten kann, ist der grosse Nutzen eines Verbandes das gelebte Netzwerk. Da die Praxis sich immer von der rechtlichen Situation unterscheidet, profitieren Unternehmen enorm von der langjährigen Erfahrung anderer Mitgliedsunternehmen im gleichen Zielmarkt – sie erhalten wertvolle Tipps und müssen die Fehler, die ein anderes Unternehmen begangen hat, nicht noch einmal machen und sparen so viel Zeit und Geld.
Stefanie Luckert
Name
Stefanie Luckert
Position / Unternehmen
Geschäftsführerin
Unternehmensbeschreibung in 3 Sätzen

Die VSUD unterstützt als starkes, branchenübergreifendes Wirtschaftsnetzwerk, politische Interessensvertretung und Anlaufstelle für alle Fragen des  grenzüberschreitenden Unternehmensalltags Schweizer Unternehmen bei ihrer erfolgreichen Marktpräsenz in Deutschland.