Profitieren Sie von den «5 Learnings» von Andrea Berlinger Schwyter, die ein Familienunternehmen mit bewusstem und offenem Umgang mit eigenen und fremden Fehlern führt.
Learning 1: Führungssstrategien / Personalführung
Gerade in einem Familienunternehmen ist es wichtig, den Teamgedanken hochzuhalten und sich selber zu verstehen als «einen», den es braucht, damit das Ganze gelingt. Nicht mehr und nicht weniger. Wir sind zusammen unterwegs. Eine gewisse Distanz gibt es immer zwischen Inhaber und Angestellten. Diese dürfen «Führung» erwarten, und darauf zählen, dass Ihre Vorgesetzten Verantwortung tragen und wahrnehmen. Dennoch: die Führungsperson ist immer nur so gut, wie die Mannschaft, die sie mitträgt. Die Wertschätzung untereinander und füreinander sowie eine offene, konstruktive «Streitkultur» sind dabei Schlüsselwerte. Diversität und andere Meinungen befruchten, Ehrlichkeit und Transparenz machen schwierige Entscheide verdaubar. Dazu braucht die Führungsperson eine hohe Authentizität.
Learning 2: Fehler / Scheitern
Fehler gehören zum Menschen, zum Leben und auch zum Geschäftsleben. Der bewusste, offene Umgang mit eigenen und fremden Fehlern ist eine zentrale Führungseigenschaft. Damit das überhaupt möglich wird, braucht es zuerst einmal eine differenzierte Fähigkeit zur Selbstreflektion. Diese kann man erlernen. Es braucht einfach den Willen und die Bereitschaft, sich mit sich selbst und seinen Fehlern gesund auseinanderzusetzen. Gesund heisst, kein Wegschauen, jedoch auch keine Selbstzerfleischung. Es heisst: analysieren, erkennen, korrigieren. Schafft man das mit sich selbst, schafft man es auch mit dem Rest und ermöglicht so den schnörkellosen, gradlinigen Fortschritt – öffnet die Türen zum ehrlichen, nachhaltigen Erfolg – sogar nach Krisen oder schmerzlichen Misserfolgen.
Learning 3: Nachfolgeregelung
Eines der heikelsten Themen im Leben eines Unternehmers – besonders wenn der Betrieb schon über viele Generationen geführt wurde. Frühzeitige Entflechtung des Kapitals sowie der Führungs- und Machtfülle sind matchentscheidend, ob es gelingt, die oft sehr hohe Identifikation des Unternehmers sowie seiner Mitarbeiter in neue Bahnen zu lenken. Behutsames jedoch diszipliniertes und konsequentes Umsetzen ist die Basis der Transformation. Die nüchterne Konzentration auf den Fortbestand der Unternehmung unabhängig der Nachfolge aus den eigenen Familienreihen ist zentral für die langfristige Vitalität der Unternehmung. Je freier die Wahl der Nachkommen, sich selbst mit dem Generationenwerk identifizieren zu dürfen, desto nachhaltig erfolgreicher eine Unternehmensnachfolge.
Learning 4: Frauenquote
Grundsätzlich trete ich gerne für «organisches Verändern» ein. Veränderungen verlaufen dann gesund, wenn man ihnen den Raum zur Entwicklung sowie richtige Rahmenbedingungen zum Wachsen gibt. Über die Jahre verfolgte ich leider mehrfach, wie genau diese für Männer und Frauen nicht immer gleichberechtigt gewährleistet wurden. Bei der Quotenregelung bin ich gespalten. Mein Learning: verstärkt bessere Rahmenbedingung schaffen, war bisher ungenügend. Es fragt sich, ob sich Männer und Frauen heute wirklich ohne Druck für oder gegen die eigene Karriere sowie über die Regelung der Kinderbetreuung entscheiden können. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit natürlicher Diversität in Führungsgremien wächst zwar stetig, doch ist sie noch ungenügend. Die Unterstützung für junge auch besserverdienende Familien ebenfalls. Ein Umdenken in der Gesellschaft, bei Männern und Frauen, findet nur allmählich statt. Die Quotenregelung kann deshalb nicht das alleinige Wundermittel sein.
Learning 5: Work-Life-Balance
Der Anfang einer gesunden Work-Life-Balance macht wohl erst die Erkenntnis, dass gewisse Glaubenssätze wie «Ich bin nur gut genug, wenn ich leiste», «Arbeit ist das halbe Leben», «ohne Fleiss kein Preis» hinterfragt und gelöst werden sollten. Wir sind keine Maschinen. Kreativität entsteht oft auch erst dann, wenn man still wird, Gedanken weichen und einmal «nichts» tut. Heilsam wer es schafft, gedankenlos das «Nichtstun» zu erlernen. Ja – lernen, weil wir es meist längst verlernt haben. Schon die Kinder dürfen sich nicht mehr langweilen… dabei entsteht gerade da der vielleicht wichtigste Impuls: die Lust, Neues auszuprobieren. Ein Erfolgserlebnis der Extraklasse beruflich wie privat – und wenn man mal rausgefunden hat, wie es geht, bringt einem so leicht nichts mehr aus der «Balance»!
SVC Preisträger sind ausgezeichnet: Berlinger Gruppe räumt wieder ab
Vor vier Jahren hat die Berlinger Gruppe aus Ganterschwil den Unternehmerpreis des Prix SVC Ostschweiz gewonnen. Und damit auf einen Schlag regional und auch in der ganzen Schweiz an Bekanntheit. Zuvor war das Unternehmen lediglich Insidern ein Begriff gewesen, denn: «Wir exportieren 96 Prozent unserer Produkte», sagt Verwaltungsratspräsidentin Andrea Berlinger, der das Unternehmen zusammen mit ihrem Mann Daniel Schwyter gehört. «Der Preis hat uns hierzulande ein grösseres Netzwerk verschafft», sagt Andrea Berlinger. Man sei als Arbeitgeber bekannter geworden, und für die Mitarbeitenden sei es «sehr schön gewesen, auch mal ein Lob von ausserhalb zu bekommen». Für das Unternehmen war der Preis zudem eine Bestätigung, dass es auf dem richtigen Weg sei.
Die Firmengruppe Berlinger bietet elektronische Temperaturübwachungslösungen für heikle Güter wie beispielsweise Impfstoffe und Medikamente an. Im zweiten Firmenbereich ist sie Marktführerin im Bereich Antidoping und zwar bei den Sicherheitsbehältern für Urin- und Blutproben von Sportlern. Die Firma wurde 1865 gegründet und die sechste Generation ist nach wie vor aktiv im Geschäftsgeschehen involviert.