Nachgefragt bei Fabian Käser, Innovationsmentor bei Innosuisse

Fabian Käser engagiert sich seit vielen Jahren für KMU und Innovation. Er ist Berater und Sparring Partner bei der Ctrl-Alt-Del GmbH und KMU-Leiter bei Microcity SA - Neuchâtel Innovation. Seine Leidenschaft sind Unternehmertum, Unternehmenskultur, Strategie- und Zusammenarbeitsentwicklung. Zudem begleitet Fabian als Innovationsmentor von Innosuisse KMU bei ihren Innovationsvorhaben. Er hilft ihnen und anderen privaten oder öffentlichen Organisationen mit weniger als 250 Vollzeitstellen, ihre Innovationsidee zu strukturieren, den richtigen Forschungspartner zu finden oder einen Projektantrag einzureichen. 

Fabian Käser erzählt über seine Erfahrungen mit KMU.
 

Fabian Käser, Innosuisse
Wie können Sie als Innovationsmentor den KMU helfen?
Ein Innovationsmentor kommuniziert mit den KMU auf Augenhöhe. Dadurch erhält das KMU eine Aussensicht. Konkret helfe ich bei der Bewertung der Ambition im Hinblick auf ihr Innovationspotenzial und ihre Förderungsfähigkeit. Dieser Schritt bildet den Anfang des Mentorings und ist unumgänglich, um falsche Erwartungen zu verhindern und um gegebenenfalls ein Projekt frühzeitig abzubrechen oder es in andere Bahnen zu leiten. Durch meine langjährige Erfahrung und mein Netzwerk helfe ich den KMU bei der Positionierung ihrer Vorhaben und bei der Suche nach geeigneten Projektpartnern. Hier macht es oftmals auch Sinn, dass nebst den F&E-Partnern an den Hochschulen weitere Kompetenzpartner aus der Wirtschaft beigezogen werden, um eine Wertschöpfungskette abzubilden. Zudem gebe ich den KMU und seinen Partnern wertvolle Tipps bei der Strukturierung und Planung des Projektvorhabens und bei der Taktik und Ausarbeitung des Förderantrags.
Wie bringt man Unternehmen und die Forschung zusammen?
Es braucht ein gutes Mass an Empathie, um zu verstehen, wer welche Erwartungen, Bedürfnisse und Ambitionen hat. Es kann dabei schon mal vorkommen, dass ich einem KMU abrate, die Idee / Ambition weiter zu verfolgen. Zudem braucht es als Vorbereitung eine Abwägung der Interessen, des Aufwands und der Risiken. Das Mentoring ist ein People Business: Man muss sich auch mal persönlich gesehen haben, um eine nachhaltige Partnervermittlung machen zu können. Persönliche Kontakte und ein breit gefächertes Netzwerk sind hierbei sehr förderlich und erhöhen die Erfolgsrate einer allfälligen Zusammenarbeit. Als Mentor moderiere ich zwischen den Projektpartnern, um die verschiedenen Ausrichtungen und Interessen auf eine gemeinsame Linie zu bringen. Letztlich besteht das Ziel, eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Sinne eines Win-Win zu etablieren. Viele Partnerschaften etablieren sich nachhaltig und bleiben auch nach Abschluss der F&E-Zusammenarbeit bestehen.
Was sind denn mögliche Hürden bei der Zusammenarbeit?
Viele Hürden sind hausgemacht und entweder kulturell oder organisatorisch bedingt. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei die Transparenz unter den Partnern im Sinne der Offenlegung der Ziele und Erwartungen – vor dem Beginn der Partnerschaft, aber auch beim Informationsaustausch während der Zusammenarbeit. Es muss geklärt werden, wer welche Rolle und Verpflichtungen hat. Ein weiterer Aspekt ist die Absorptionskapazität: Sind wir als KMU aufnahmefähig und können wir mit dem Partner zusammenarbeiten? Haben wir operationell die notwendigen Ressourcen verfügbar, um unseren Beitrag im Projekt zu leisten? (siehe auch Antwort auf die nächste Frage). Eine weitere Hürde kann in einer unterschiedlichen Auffassung zum geistigen Eigentum bestehen. Ein KMU will, dass das geistige Eigentum, das aus einer Zusammenarbeit mit einem F&E-Partner resultiert, ihnen gehört. Einige Hochschulen verfolgen jedoch beim Technologietransfer ein Modell, das Patente an die Umsetzungspartner lizensiert. Das kann unter den Parteien oftmals zu Diskussionen führen. Hier kann der Mentor als neutraler Moderator den Konsens zwischen den Partnern fördern und beschleunigen.
Welche Schweizer KMU sind besonders innovativ? Und was kann ein Unternehmen daran hindern, innovativ zu sein?
Da gibt es keine Stereotypen. Jede Firma, egal in welcher Branche und unabhängig von seiner Grösse, kann innovieren. Hierzu gibt es jedoch oftmals ein Missverständnis: Man muss nicht Raketenwissenschaft studiert haben, um innovativ sein zu können. Nebst technologischen Innovationen gibt es auch produkt- und prozessbezogene Innovationen oder man kann auch durch neue Geschäftsmodelle innovativ sein. Beispiele hierfür sind Fragestellungen der Effizienzsteigerung, der Digitalisierung, des Marktzugangs und der Kundenbeziehung. Letztlich ist alles auch eine Frage der Verhaltensänderung. Hier müssen sich die KMU nicht verstecken. In meiner Tätigkeit als Innovationsmentor habe ich oft mit klassischen KMU zu tun, eigentümergeführt, in traditionellen Märkten aktiv und schon lange bestehend. Es sind oftmals Firmen, welche von aussen nicht zwingend als innovativ wahrgenommen werden. Und trotzdem sind sie Champions: Sie verstehen es, in ihren Nischenmärkten gut zu bestehen und mit der Zeit und den Kundenanforderungen mit zu gehen. Eigentlich sind es immer interne Faktoren, welche KMU in ihren Innovationsvorhaben hindern. Im Jurabogen, wo ich oft unterwegs bin, gibt es die ‘culture du secret’. Selbstverständlich ist die Geheimhaltung von Kompetenzen für KMU von grosser Bedeutung, wenn sie jedoch als Unternehmer und als Firma in jedem möglichen Partner einen Konkurrenten sehen, wird es schwierig mit der Zusammenarbeit. Ein weiterer Aspekt ist, dass vor allem kleinere Unternehmen oftmals vom Tagesgeschäft völlig absorbiert werden. Da gibt es dann keine Luft für Innovationsvorhaben.
Nennen Sie uns ein konkretes Beispiel aus der Praxis.
Als Mentor bin ich der Vertraulichkeit verpflichtet, weshalb ich beim konkreten Beispiel keine auf das KMU rückführbare Informationen wiedergeben kann: Ein über 100-jähriges KMU, welches über keine eigenen Produkte verfügt, sondern als Dienstleister in der verarbeitenden Metallindustrie tätig ist, hat im Rahmen einer Zusammenarbeit mit einem F&E-Institut ein Mikrosystem entwickelt, um Kundenprodukte mit IIoT (Internet der Dinge in der Industrie) zu erweitern. Die Firma hat zu Beginn des F&E-Projekts über keinerlei Kompetenzen im Bereich der Mikroelektronik und Software verfügt. Das Mikrosystem an sich ist nicht unbedingt innovativ, hingegen ermöglicht es eine Reihe von disruptiven Veränderungen: Einerseits ist das Interesse seitens des Marktes enorm und selbst einschlägige Mitbewerber werden Kunden der Lösung. Andererseits führt die technische Lösung zu einer Diversifikation des Angebots im KMU und zu einem neuen Geschäftsmodell. Das KMU erfindet sich gerade neu. Heute hat das KMU neue Kernkompetenzen im Team integriert und bereitet die Industrialisierung vor. Als Erfolgsfaktor sei hierbei noch zu erwähnen, dass der Firmenchef das Projekt mit Leidenschaft verfolgt.
Fabian Käser, Innosuisse
Name
Fabian Käser
Position / Unternehmen
Innovationsmentor bei Innosuisse
Unternehmensbeschreibung in 3 Sätzen

Innosuisse ist die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung. Durch die Stärkung von wissenschaftsbasierten Innovationen und des Unternehmertums trägt Innosuisse zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entwicklung auf nationaler und globaler Ebene bei. Der Innosuisse Guide führt Sie in wenigen Schritten zum passenden Förderangebot (www.innosuisse.guide).