Nachgefragt bei Ruedi Nützi, KMU-VR, Dozent und Trainer für Führung und Unternehmenskultur, Buchautor

Zufriedene Mitarbeitende ermöglichen zufriedene Kunden und den Unternehmenserfolg. Die Unternehmenskultur macht den Unterschied. Mitarbeitende wollen in einem produktiven Umfeld arbeiten. Sonst gehen sie. Alle Unternehmen kämpfen um Mitarbeitende. Es lohnt sich, in die Betriebskultur zu investieren. Die Führungskräfte haben dabei eine besondere Verantwortung. Nicht wenige Führungskräfte sind diesbezüglich keine Vorbilder. Wie erreicht man eine gesunde und produktive Unternehmenskultur? Tausende von Schweizer KMU bieten viel, ohne es allerdings zu wissen respektive diese Erfolgsfaktoren bewusst weiterzuentwickeln.

Ruedi Nützi erzählt, warum er sicher ist, dass die gute Führung sich lernen lässt und ein entscheidender Erfolgsfaktor in KMU ist. 
 

Ruedi Nützi
Was meint man mit Unternehmenskultur?
Jede Firma hat eine Grundenergie. Es gibt produktive und resignative Unternehmenskulturen. Alle Mitarbeitenden und Kunden realisieren: Wie läuft das hier, was hält die Mitarbeitenden zusammen? Das Betriebsklima ist die Luft zum Atmen des Unternehmens. In einer produktiven Umgebung engagieren sich Mitarbeitende in ihrer Arbeit für die Firma und das Team. In resignativen Unternehmenskulturen macht man Dienst nach Vorschrift, schaut nur für sich, klagt über die Führung.
Weshalb ist eine produktive Unternehmenskultur wichtig?
Alle Firmen kämpfen um Mitarbeitende. Die Zufriedenheit der Mitarbeitenden ergibt sich aus drei Faktoren: Die Arbeit der Mitarbeitenden soll Sinn machen. Die Mitarbeitenden wollen eine direkte Wirkung mit ihrer Arbeit erzielen. Die Mitarbeitenden wollen sich aufgehoben und respektiert fühlen. Der Erfolg und die Zukunft einer Firma hängen massgeblich von der Motivation und der Loyalität der Mitarbeitenden ab.
Wie kann man das Betriebsklima positiv beeinflussen?
Zentral sind 3 Faktoren: 1. Die Mitarbeitenden wollen sich auf ihre Arbeit konzentrieren können. Es ist also die Aufgabe der Führungspersonen, den Mitarbeitenden den Rücken freizuhalten. 2. Die Führungspersonen sind präsent, stellen sich in den Dienst der Mitarbeitenden (servant leadership) und pflegen eine Kultur der Wertschätzung. 3. Alle Mitarbeitende sind sich bewusst, dass die vermeintlich kleinen Gesten des Alltags (z.B. Feedback zur Arbeit von Kolleginnen und Kollegen, integrativ wirken, Lösungen schaffen) im Team gesund oder krank machen.
Was machen KMU besonders gut, wo können sie sich verbessern?
Die kurzen Wege, die flachen Hierarchien, die pragmatische Vorgehensweise in KMU, die gegenseitige Loyalität, faire Arbeitsbedingungen: das sind Erfolgsfaktoren von KMU. Verbessern kann man sich in zwei Richtungen: Mitarbeitende wollen Entwicklungsmöglichkeiten. Es gilt, regelmässig mit den Mitarbeitenden darüber zu reden. Und: Mitarbeitende wollen mehr Flexibilität bezüglich ihrer Arbeit. Hier ist ein modernes Verständnis von Mitarbeitenden-Bindung gefragt.
Ruedi Nützi
Name
Ruedi Nützi
Position / Unternehmen
Dozent an der FHNW; VR von 3 Schweizer KMU; Trainer und Coach für Führung und Unternehmenskultur
Unternehmensbeschreibung in 3 Sätzen

Aktuell ist im Versus-Verlag das Praxisbuch «Wo wir gerne arbeiten – Starke Unternehmenskultur, erfolgreiche KMU» erschienen. Am Beispiel von 11 KMU zeigt der Autor, was produktive Unternehmenskulturen bewirken. Inputs zu moderner Führung, zu den Vorstellungen der Generation Z und eine Checkliste zur Weiterentwicklung der eigenen Unternehmenskultur runden das Praxisbuch ab