Nachgefragt bei Petronella Vervoort, Geschäftsführerin wirtschaftsbildung.ch

wirtschaftsbildung.ch ist die Digitalplattform für die Wirtschaftsbildung junger Menschen – dank langjähriger Erfahrung an der Schnittstelle von Pädagogik und wirtschaftlicher Praxis. Diese Plattform ist eine gemeinnützige Non-Profit-Organisation und fördert das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge für die Jugend. Sie ist ein verlässlicher Partner zahlreicher Schulen in der Schweiz und in Liechtenstein.

Petronella Vervoort

Petronella Vervoort, Geschäftsführerin wirtschaftsbildung.ch

Was sind die Ziele und Kernaufgaben von wirtschaftsbildung.ch?
wirtschaftsbildung.ch will die Neugier für das Unternehmertum sowie das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge möglichst früh wecken. Dazu bieten wir verschiedene Programme basierend auf digitalen Unternehmenssimulationen für die Sekundarstufe 1 und 2. Die Jugendlichen schlüpfen in die Rolle der Geschäftsführung, erleben typische unternehmerische Herausforderungen im Spannungsfeld der ökonomischen, sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit. Sie fällen Entscheidungen mit Bezug zu realitätsnahen betriebswirtschaftlichen Gegebenheiten. Im Rahmen der Wirtschaftswochen werden sie von Volunteers aus der Wirtschaft begleitet. Letztes Jahr (2022) haben mehr als 13'300 Jugendliche «Wirtschaft erlebt». Dafür waren über 1'700 Personen begleitend im Einsatz.
Wirtschaftssymposium Fit for Future - Fit für unsere Zukunft im November. An wen richtet sich dieser exklusive Anlass? Was möchte man damit erreichen?
wirtschaftsbildung.ch fördert den Dialog über Themen der Wirtschaftsbildung und trägt zur Brückenbildung zwischen Wirtschaft und Bildung, Unternehmen und Schulen, Fach- und Führungskräfte und Lehrpersonen bei. An unserem Symposium treffen sich jeweils rund 300 Gäste (nur auf Einladung) auf zwei aufeinanderfolgenden Tage. Das Programm bietet «Food for Thought» und Gesprächsstoff für einen spannenden Austausch.
Welches Konzept verbirgt sich hinter dem neuen Programm «Ein Unternehmen gründen und als Startup behaupten»?
Das Programm «Unternehmen gründen» wird aktuell überarbeitet und technisch weiterentwickelt. Dazu arbeiten wir nebst unserem internen Tech-Team und didaktischen Expert:innen auch mit einem Beirat bestehend aus Vertreter:innen der Startup-Szene und der Bildung zusammen. Wie bei allen unseren Programmen geht es um die Entwicklung von zukunftsrelevanten Skills. Die Jugendlichen begegnen in unseren Simulationen realistischen Szenarios. Wie im richtigen Leben, ist die Early-Stage-Phase mit unterschiedlichen Herausforderungen verbunden. Das Spiel ist schnell, fordernd und macht Spass. Wir werden sicherlich im Rahmen eines Laborprojekts eine spezielle Challenge anbieten.

Wirtschaftswochen

1. Was sind die Wirtschaftswochen?

In den Wirtschaftswochen steht eine webbasierte Unternehmenssimulation im Mittelpunkt. Die Jugendlichen übernehmen in Gruppen die Geschäftsleitung eines Produktionsbetriebs und stehen in Konkurrenz zueinander. Sie treffen realitätsnahe strategische und operative Entscheidungen und navigieren ihren Betrieb durch mehrere Geschäftsjahre in einem dynamischen Umfeld. Dabei erleben sie typische Zielkonflikte und moralische Dilemmata im Zusammenhang mit ökonomischen, ökologischen und sozialen Fragen. 
Begleitet werden die Jugendlichen von Führungspersonen aus der Wirtschaft, die als Volunteers in Einsatz kommen und vorgängig zur Spielleitung vorbereitet wurden. 

Gerade für Jugendliche, die sich selten mit betriebswirtschaftlichen Themen auseinandersetzen, ist diese Erfahrung wertvoll und die Lerneffekte aus der Unternehmenssimulation besonders hoch. Schüler:innen der Kantonsschulen kommen häufig zum ersten Mal mit der Wirtschaft in direktem Kontakt.

2.Was sagen die Schüler:innen zu den Wirtschaftswochen? 

Eine standardisierte Befragung mit hoher Rücklaufquote ergibt ein aussagekräftiges Ergebnis. Wir werten jeweils nach gut 2'500 Rückmeldungen aus. Die Resultate sind ziemlich konstant. Rund 98% der Befragten erachten die Wirtschaftswochen als wertvoll. Rund 80% geben an, dass ihr Interesse für wirtschaftliche Themen «sehr» oder «ein wenig» gestiegen ist. Knapp 5% fühlen sich nicht angesprochen. Manchmal erhalten wir die Rückmeldung, dass die Erlebnisse in der Wirtschaftswoche Auslöser für die Studienwahl oder eine Unternehmensgründung waren. 

3. Was sind die Key Learnings für die Schüler:innen?

Aufgrund der erlebten Zielkonflikte erkennen die Schüler:innen die unternehmerischen Herausforderungen und können wirtschaftspolitische Fragestellungen besser verorten. Gemäss Selbsteinschätzungen der Schüler:innen konnten wichtige Future Skills gestärkt werden. Das Analysieren, Entscheiden, Präsentieren sowie die Arbeit im Team wurden besonders gefördert. 

4. Welche Benefits haben die Wirtschaftswochen für die beteiligten Unternehmen und Volunteers?

Der Kontakt mit der Jugend im Rahmen der Wirtschaftswoche ermöglicht einen wertvollen Austausch, den man wahrscheinlich sonst nicht auf diese Art gestalten kann. Sowohl die Spielleitung wie auch die beteiligten Unternehmen berichten positiv von den anregenden Begegnungen. 

Unternehmen können versierte Mitarbeitende als Spielleitungen delegieren oder eine Betriebsbesichtigung ermöglichen. Eine Firma kann sich auch als Host für eine Wirtschaftswoche zur Verfügung stellen. Zudem kann ein Patronat für eine Klasse, eine Schule oder sogar für einen Jahrgang übernommen werden.

5. Warum begeistern dich die Wirtschaftswochen persönlich?

Während dieser Woche machen die Jugendlichen einen immensen Entwicklungsschritt, sowohl in fachlicher, sozialer wie auch in persönlicher Hinsicht. Zu Beginn sind sie noch unsicher und als Team noch unbeholfen. Ab dem zweiten Tag steigt die Motivation und zeigt sich die Qualität der Teamarbeit. Am Schluss der Woche präsentieren die Jugendlichen gekonnt die Ergebnisse ihres Unternehmens, sehr überzeugend und fundiert.

Wenn die Jugendlichen in ihren Rollen so richtig aufgehen und sich beispielsweise die Finanzchefin, der COO und die HR-Chefin über anstehende Entlassungen streiten oder die CEO mit dem CFO und der Marketing-Leiterin die Nachhaltigkeitsstrategie durchkalkulieren, kann das Gespräch schon mal zum Argumentations-Battle werden und in eine richtige Debatte münden. 

 

Petronella Vervoort
Name
Petronella Vervoort
Position / Unternehmen
Geschäftsführerin / Direktorin
Unternehmensbeschreibung in 3 Sätzen

wirtschaftsbildung.ch bietet verschiedene Programme basierend auf digitalen Unternehmenssimulationen für die Sekundarstufe I und II. Die Jugendlichen schlüpfen in die Rolle der Geschäftsführung oder Unternehmensgründer:innen und können praxisnah «Wirtschaft erleben», häufig begleitet von Volunteers aus der Wirtschaft. wirtschaftsbildung.ch fördert den Dialog zu Themen der Wirtschaftsbildung und trägt mit verschiedenen Formaten zur Brückenbildung zwischen Wirtschaft und Bildung bei.